Der Wasserfall

Sanft löste ich mich aus dem Kuss und sah Kol in die Augen. Die Wärme und die Zuneigung die ich im unendlichen Braun seiner Regenbogenhäute spiegelten sagten mir, dass es die richtige Entscheidung war die Freundschaft zwischen uns aufzugeben und der Liebe, die irgendwie, irgendwann zwischen uns entstanden war eine Chance zu geben. Ich wusste nicht, wie lange diese Beziehung halten würde, ob wir in dieser Welt aus Lügen und Verrat eine Chance hatten, aber ich würde mir alle Mühe geben ihn nicht zu verlieren. Zu viel hatte ich in den Jahren zuvor schon verloren, zu viele Jahre in der Einsamkeit auf der Suche nach jemandem verbracht, der sich vermutlich nicht einmal mehr für mich interessierte.
Eine plötzliche Idee kam mir in den Sinn als ich in seine Augen sah und ließ mich unwillkürlich lächeln.
"Weißt du, vielleicht sollten wir mit dem Möbel aussuchen nicht bis Montag warten. Wenn wir uns in ein Möbelhaus schleichen könnten, hätten wir sogar noch die Ruhe beim Aussuchen und müssten uns nicht von anderen stören lassen."
Das Lächeln wurde breiter als ich daran dachte allein mit Kol in den dunklen Kaufhäusern rumzualbern und die Möbel für sein Zimmer auszusuchen.
"Und du hättest nicht die Gefahr, dass wir unserer Lieblingsverkäuferin über den Weg laufen.
Was meinst du?"

Nachdem der Kuss langsamer geworden war, brauchte es nicht lange, bis Saphira den Kuss löste. Sanft blickte ich ihr in die Augen und konnte immer noch nicht wirklich unser Glück fassen, was wir hatten. Sicher, es war ein Risiko unsere Freundschaft auch aufzugeben für die Liebe, aber ich bereute es auch nicht, diesen Schritt gegangen zu sein. Zu schön war es einfach, mit ihr nun auch enger verbunden zu sein. Was noch auf uns zukommen würde, war nicht klar, aber ich würde auch jedenfalls alles dransetzen um für immer auch an ihrer Seite sein zu können, sie war mir das wichtigste auf der Welt.
Ein wenig blickte ich gedankenverloren in ihre wunderschönen Augen, als mich ihre Worte hellhörig werden liesen. Shoppen? Jetzt? Das klang doch ganz gut. Und für solche Pläne konnte man mich eigentlich immer begeistern. Und gerade mit Saphira machte das Shoppen doch immer Spaß. Daher stimmte ich begeistert zu. “Das ist eine Spitzenidee. Zu normalen Zeiten einkaufen kann schließlich jeder und wir müssen ja nicht das machen, was die Menschen machen”; sagte ich schmunzelnd.
Als sie jedoch meine ‘Lieblingsverkäuferin’ erwähnte, verdrehte ich die Augen. “Wenn ich der noch mal begegne, ist sie sowieso tot..”; meinte ich ernst. Es war mir egal, ich würde sie töten, genauso wie den Kellner. Und ich würde noch Spaß dabei haben…sollte sie nur aufpassen, das sie mir nicht noch mal über den Weg lief. “Lass uns am besten gleich nach oben schwimmen und dann ins Einkaufszentrum gehen”; schlug ich vor und nahm dann ihre Hand um mit ihr gemeinsam dann unsere unterirdische Höhle zu verlassen. Sie war ja nicht weg. Sie war unsere Höhle…wir konnten jederzeit dort hin zurückkehren. Aber nun hatten wir doch etwas vor, nämlich stoppen. Mein Zimmer brauchte dringend eine neue Einrichtung.
Wir schwammen also nach oben wo unsere Anziehsachen waren und kamen dann auch schon bald an der Oberfläche an, schwammen zum Ufer wo unsere Klamotten noch auf uns warteten. Nachdem wir trocken waren, zogen wir uns an um uns dann auf den Weg zum Einkaufszentrum zu machen.

Lächelnd sah ich hinab auf unsere Hände, die miteinander verschränkt waren und holte einmal tief Luft ehe Kol uns hinab ins Wasser zog und mit ihr hinaus aus dieser Höhle schwamm.
Der Mond warf ein schwaches Licht auf den See und das Wasser glitzerte, ähnlich wie das Glitzern, das sich in seinen Augen spiegelte und das Lächeln schien nicht mehr von meinen Lippen weichen zu wollen.
Auch wenn mir immer noch nicht klar war, wohin das mit Kol führen würde, wo wir im Endeffekt landen würden oder was aus uns werden würde. In diesen 18 Stunden, die ich bereits in Mystic Falls war hatte sich mehr in meinem Leben verändert als die bloße Aufgabe einer Suche die wohl endlos war. Ich konnte nicht sagen, wann sich unsere Beziehung geändert hatte ohne, dass wir es gemerkt hatten, aber es war gut.
Vielleicht lag es einfach daran, dass weder Kol noch ich andere Menschen hatten, auf die wir uns lange genug einließen um zu bemerken, dass unsere Freundschaft nicht mehr nur Freundschaft war.
Das Lächeln auf meinen Lippen breitet sich noch ein wenig weiter aus während wir uns anzogen und ich fragte mich, wie Kol und ich wohl auf Niklaus und Caroline gewirkt hatten. Es war eine Frage, die wir wohl nicht beantwortet bekommen würden.
Wieder vollständig angezogen fuhr ich durch meine noch immer nassen Haare und trat an Kol heran, der gerade die letzten Knöpfe seines Hemdes schloss.
"Na dann lass uns mal zum Mitternachtsshopping aufbrechen", meinte ich grinsend ehe wir Hand in Hand in der Nacht verschwanden.